„‘Round Midnight“, ein Meisterwerk des Jazzpianisten und Komponisten Thelonious Monk, ist mehr als nur ein Song – es ist eine emotionale Reise durch die nächtlichen Stunden, in denen Sehnsucht und Melancholie Hand in Hand gehen. Mit seiner einfachen, aber wirkungsvollen Melodie und den komplexen Harmonien, die Monks charakteristischen Stil widerspiegeln, hat dieser Jazzstandard Generationen von Musikern inspiriert.
Thelonious Monk, geboren 1917 in Rocky Mount, North Carolina, war ein musikalisches Genie, dessen kompositorische und improvisatorische Fähigkeiten ihm einen festen Platz in der Geschichte des Jazz sicherten. Seine Musik zeichnete sich durch ungewöhnliche Harmonien, dissonante Intervalle und einen eigenwilligen Rhythmus aus, der sowohl faszinierend als auch herausfordernd war.
„‘Round Midnight“ entstand vermutlich 1940, während Monks Zeit in New York City. Die genaue Entstehungsgeschichte ist unklar, doch es wird vermutet, dass Monk den Song während einer späten Jam-Session in einem Nachtclub komponierte – inspiriert von der Stimmung der nächtlichen Stadt und dem Gefühl der Einsamkeit, das oft mit dieser Zeit assoziiert wird.
Der Song wurde erstmals 1944 von dem Saxophonisten Coleman Hawkins aufgenommen und erlangte schnell Popularität. Hawks Version war instrumental und zeigte die Melodie in all ihrer Schönheit – klar, melancholisch und unvergesslich. Die folgenden Jahrzehnte sahen unzählige Interpretationen von „‘Round Midnight“ durch renommierte Jazzmusiker wie:
- Miles Davis: Seine Version aus dem Album " ‘Round About Midnight" (1957) ist ein Klassiker des Modal Jazz und zeigt die emotionale Tiefe der Melodie in einem neuen Licht.
- John Coltrane: Coltranes Interpretation auf seinem Album „A Love Supreme“ (1965) ist eine spirituelle Reise durch die Tonalitäten von „‘Round Midnight“, die die Intensität der Musik unterstreicht.
Die Struktur des Songs:
„‘Round Midnight“ folgt einer eher ungewöhnlichen Songstruktur. Die Melodie, gesungen im Stil eines Blues, erstreckt sich über nur acht Takte und wiederholt sich mehrmals. Die Harmonien hingegen sind komplexer und basieren auf einer Abfolge von Akkorden, die den typischen Blues-Progressionen entweichen.
Takt | Akkord | Beschreibung |
---|---|---|
1-2 | Ebmaj7 | Beginnt mit einem majestätischen Ebm7 |
3-4 | Ab7sus4 | Übergibt in einen spannungsgeladenen Ab7sus4 |
5-6 | Dbmaj7 | Löst sich auf in einen warmen Dbmaj7 |
7-8 | Gbmaj7 | Beendet den Kreislauf mit einem melancholischen Gbmaj7 |
Die Magie der Improvisation:
Doch was „‘Round Midnight“ wirklich zum Leben erweckt, ist die Improvisation. Die einfache Melodie bietet einen Rahmen für musikalische Erkundungen und individuelle Interpretationen.
Jeder Musiker bringt seinen eigenen Stil, seine eigene Emotion in den Song ein. Manchmal wird “‘Round Midnight” als melancholischer Blues gespielt, manchmal mit einem swingenden Feeling. Manchmal wird die Melodie komplex erweitert und durch neue harmonische Wendungen bereichert. Es ist diese Freiheit der Improvisation, die „‘Round Midnight“ zu einem zeitlosen Klassiker macht.
Ein musikalisches Erbe:
Heute zählt „‘Round Midnight“ zu den bekanntesten Jazzstandards überhaupt. Zahlreiche Musiker aller Genres haben den Song gecovert und ihn so für ein breiteres Publikum zugänglich gemacht.
Die Melodie, die in ihrer Einfachheit eine tiefe Emotion transportiert, hat Generationen von Musikern inspiriert und ihren musikalischen Horizont erweitert. Thelonious Monks kompositorisches Genie lebt in diesem Song weiter – eine Erinnerung an seine einzigartige musikalische Vision, die den Jazz für immer verändert hat.